Schweig
Ein Kind
das wollte lachen und singen
Lippen wie Rosenblätter
Da kam der schwarze Mann
brutal
alles beschmutzend
drückte sie zusammen
Welkes Laub
und befahl:
„Schweig!“
Der Zerschellte
Einst ich musst ändern des Körpers wärmende Funktion
denn netter Onkelmann
so schrecklich schelmisch
trat in Aktion
Er zeigte Zähne süß
Aber mein Fleisch
es wollte nie mehr bluten
Ist Raumschiff nun
ganz leise die Signale tuten
Mit Außenhaut aus Stahl
gar viele tausend Meter tief
Durch Korridore lang
seit endlos Jahren
kein Nervenreiz mehr lief
War damals doch gezwungen
zu kontrollieren
wer mich berührte
Saß auf Brücke stumm
nie wieder Streicheln mit Beachtung kürte
Und selbst als das fremde Wesen
brutal
mit Hörnern drang in mich ein
die Lippen steinern zugenäht
ich machte mich nur ganz ganz klein
Versteckte mich
ängstlich
hinter gewaltigen Schaltern und Konsolen
Drückte roten Knopf
der Ekel fraß
so ich dacht
die Hölle kommt mich holen
Davor ich konnt
Gott sei Dank!
die blanke Seele noch ein wenig schützen
Doch bin ehrlich
wenn Kälte tropft
Was tut es heute nützen?
Denn der rote Knopf
er klemmt noch immer
niemand will das hilflos treibend Wrack da bergen
Aber ohne Berührungen zu spüren
WÄRME
GEBORGENHEIT
UND DIE LIEBE
werde ich
der Zerschellte
schon bald in meinen eigenen
wächsern Armen
qualvoll sterben
Tagesform
Manchmal
wenn Gott gut drauf ist
dann nimmt er die kleinen Kinder
die der Todesengel so früh auf seiner Liste abgehakt hat
und steckt ihnen silberne Flügel an
damit sie im Himmel
bis in die Unendlichkeit daselbst
an seiner Seite thronen
Manchmal aber
wenn Gott nicht so gut drauf ist
dann nimmt er die kleinen Kinder
die von pulsierenden Pfählen mitten entzwei gerissen wurden
zeichnet ihnen das Mal auf die Stirn
und lässt sie
ein Leben lang
durch die Hölle gehen
ANHANG:
Doch nur wer die Hölle gesehen
vermag auch das Licht der Sterne zu trinken
Hände
Schatten spucken Bilder an die Wände
Frostig Rot wie sie sie lieben
Auf dem Rücken spür ich Hände
Die mich in die Ecke trieben
Doch in der Ecke, schmal, es war kein Platz
Drum Raum und Zeit ich mußt verlassen
Der Tod mich nahm auf seine Hatz
Ich vergaß, konnt nicht mal hassen
Die Pein der Körper stets trug allein
Schuldig! Nie tränend Mitleid ich ihm gab
Schluckte wehrlos auf die eklig Pein
Allein der Verbrecher Amnestie erwarb
Das trübe Gift in jede Zellen sich da fraß
Darin nie mehr ich wollt wohnen
Verfault war das Haus, in dem ich einst saß
Kann das Leben so noch lohnen?
Die Bilder schrecklich, ich wollt nie sehen
Zum Glück hinter Schleiern mir verbaut
Doch säurend eingebrannt, da hilft kein Flehen
So viel schlimmer: streichelnd Finger auf der Haut
So ich möchte schreien, schreien, immer schreien
Bis das mir splitternd bricht der Gaumen
Doch die Zähne da stehen starr in Reihen
Spüren ewig des lieben Onkels großen Daumen
Er droht und schüchtert alles ein
Für alle Zeit ich soll ewig schweigen
Die knetend Hände dabei helfen fein
Den Leib ich verlor an diesen Feigen
Doch sein lüsternd Grinsen ist zu früh
Ich kämpf um meiner Seele fleischlich Raum
Tag für Tag, trotz großer Müh
Denn im innersten mich bewegt ein Traum:
Das einsam Kind rückt ab von der Wand
Hebt die Augen vom Unterleib des Tier
Und spricht die magischen Worte:
„Mein Körper gehört nur mir.“
Raus
Rotes Rinnsal, warmer Atem
Latexkörper blutverschmiert
Schnitte zeigen Eintrittskarten
in dunkle Wonne ungeniert
Lebenshauch nur so bemerkt
kurzes Glück am seidenen Faden
krankes Hirn nun wohlgestärkt
kaltsediert bis hin zu den Maden
Körperlos, Gewaltvertrieben
Pfahl im Leib; Rückrat bricht
Ekel, Abscheu ja die blieben
brachten schnell Kontaktverzicht
Eisenfinger brachen mich verloren
brennen, bohrten in mein Sein
Totes Fleisch spritz Gift in Poren
Seele lief, kam nie mehr heim
Langer Schrei, nicht eine Silbe
gestopfter Mund, Erstickungspein
Ausgeblendet nicht nur die Filme
Tod, mein Freund, wir waren ein
Zertreten Kind in der Kiste
Schlösser sicher die Verletzlichkeit
Kein Mensch dich je vermisste
Verborgen nur du zeigst dein Leid
Rotes Rinnsal, warmer Atem
Latexkörper blutverschmiert
Schnitte zeigen Eintrittskarten
in dunkle Wonne ungeniert